10.07.2020
Alle greifen auf ein zentrales System zu, in dem sämtliche patientenbezogenen Daten erfasst sind. Die sogenannte digitale Patientenakte bedeutet eine enorme Zeitersparnis für die Mitarbeiter und mehr Sicherheit für die Patienten.
Mit Computer auf Visite
Überall auf den Fluren und Gängen des St. Marien-Hospital sieht man kleine Wagen, auf denen vollständige mobile Arbeitsplätze mit Laptop-PCs eingerichtet sind. Diese mobilen PCs begleiten jede Arztvisite und jede Pflegetätigkeit. Sowohl Ärzte als auch die Pflegenden tragen alle Patientendaten hier ein, von Blutwerten, Temperatur und Stuhlgang bis zu ärztlichen Verordnungen, wie zum Beispiel eine Röntgenuntersuchung. Das dabei erstellte Bild inklusive radiologischem Befund wird ebenfalls in die Akte eingepflegt. Wenn der Patient wieder auf der Station ist, sind seine Ergebnisse schon da.
Alle Daten und Verordnungen auf einen Blick
„Auf die Papierakte konnten Pflegekräfte und Ärzte nicht gleichzeitig zugreifen, so dass man sich immer absprechen musste, wer die Akte wann haben kann", sagt Regina Wasserlechner, Beauftragte für Qualitätssicherung in der Pflege im St. Marien-Hospital. Sie hat die Umstellung von Papier auf digital von Anfang an begleitet. Durch die Digitalisierung habe sich auch das Problem der Lesbarkeit verschiedener Handschriften erübrigt, ergänzt sie.
„Als eher kleines Haus im Verbund mit längeren Verweilzeiten, war das St. Marien-Hospital als Pilotprojekt besonders geeignet", berichtet IT-Leiter Dr. Pascal Grüttner. Gemeinsam mit der Softwarefirma, die den Prozess am Anfang ebenfalls eng begleitet hat, wurden die ersten Mitarbeiter geschult, die dann ihrerseits ihr Wissen an die Kollegen weitergegeben haben. Dass es am Anfang auch ein paar Widerstände gegeben hat, sei normal, meint Regina Wasserlechner. Inzwischen sind aber alle von den Vorteilen, vor allem der Zeitersparnis, überzeugt. Zumal inzwischen auch die Verordnung und Zuteilung der Medikamente digital abgebildet werden. „Das erleichtert uns die Arbeit ungemein", sagt Simon Knauf, Stationsleiter auf der C1. „Wir müssen zum Beispiel nicht jedes Mal warten, bis der diensthabende Arzt vor Ort eine Veränderung der Medikation abzeichnet, da er die Verordnung direkt in der digitalen Akte vornehmen kann."
Pluspunkt bei der Ansprache neuer Mitarbeiter
Auch bei Einstellungsgesprächen mit jungen Mitarbeitern und Auszubildenden sei die voll digitale Arbeitsweise ein eindeutiger Pluspunkt für das Haus, berichtet der stellvertretende Pflegedirektor Dominik Müller. „Bei den Jüngeren gibt es ohnehin keinerlei Berührungsängste", bestätigt auch Regina Wasserlechner. Bleibt die Frage nach der zwischenmenschlichen Interaktion, die bei aller Digitalisierung drohen könnte, verloren zu gehen. Werden Patienten dadurch nur noch zu einer Nummer im System? Diese Gefahr sehen die Pflegekräfte im St. Marien-Hospital nicht. „Wir sprechen ja trotzdem mit den Patienten, messen Fieber, Blutdruck usw. Nur schreiben wir die Ergebnisse dann nicht auf ein Blatt Papier, sondern tippen sie direkt in den Computer", sagt Stationsleiter Simon Knauf. Da die Dokumentation auf diesem Weg viel schneller geht als früher, haben die Pflegekräfte im Idealfall dadurch sogar eher mehr Zeit für ihre Patienten.

